Ein einäugiger König, kegelköpfige Gestalten mit Flammen im Herzen, Treppenstufen des Erkennens und in die Höhe laufende Fußspuren sind Motive genug, um sogleich in eine Geschichte verstrickt zu
werden. Eine unbekannte Geschichte, die der Schauende sich selbst erfindet, während er auf die Bilder und malerischen Skulpturen sieht, die Wolfgang Franken...ausstellt.
Man muss länger schauen, zur Besinnung kommen und langsam tastend einen Ideenzusammenhang konstruieren: erinnernd, erfindend, auf der schmalen Spur, auf der Fremdes und Vertrautes allmählich
zusammenkommt. So will es der Künstler. Und darin knüpft er nicht nur inhaltlich, sondern auch formal an die lange Tradition einer christlichen Kunst an, die immer mehr sein wollte als nur ein
kurzer Augenschmaus. Neben Anklängen an die christliche Ikonograhie greift Franken auch formal...auf diese Tradition zurück. ...In...Werken liefert er eine Interpretation griechischer und
koptisch orthodoxer Ikonen. In Gestalt einer modernen Malerei schlägt er nicht nur eine kulturhistorische Brücke zur christlichen Tradition, sondern er belebt sie gleichermaßen.
Das wirft Fragen auf. Etwa in wie weit sich die Moderne von ihren christlichen kulturellen Wurzeln entfernt hat? Dass der Mensch nicht nur als König, sondern als Einäugiger in Frankens
Darstellungen erscheint, ist zweifellos eine zentrale Aussage. Auf dem Hintergrund, dass der...Künstler seine Bilder unter das Gesamtkonzept "Stufen des Erkennens" stellt, gerät so die
Schwierigkeit des Erkennens in den Blick. Gleichgültig, ob es sich um das Erkennen Gottes, der Welt oder des Menschen handelt. Der Künstler...bindet seine Werke thematisch an die Erfahrung des
Religiösen. Doch das schließt keineswegs aus, darin auch einen ganz weltlichen Ausdruck menschlicher Zerrissenheit und der Sehnsucht nach einer Einheit im Leben zu erkennen.